Derealisation

Bei einer Derealisation mit Krankheitswert kann die gesamte Palette sinnlicher Wahrnehmung gestört sein.

Als Derealisation wird eine Wahrnehmung des Einzelnen von seiner Umwelt bezeichnet, in der die Außenwelt als fremd, fern und unwirklich empfunden wird. Für sich betrachtet haben einzelne Erlebnisse von Derealisation noch keinen Krankheitswert und bezeichnen noch keine psychische Störung.

Gerade bei großer Müdigkeit oder beim Konsum psychisch relevanter Substanzen (neben Alkohol und illegalen Drogen bspw. auch Medikamente oder sogar Koffein in hohem Maß) empfinden auch ansonsten gesunde Menschen Schübe von Derealisation. Auch lang andauernder Stress oder erheblicher Schlafmangel fördern solche Symptome.

Durch die Derealisation leblos und emotional erkaltet

Problematisch wird die Situation, wenn ein Betroffener über lange Zeiträume oder mit nur kurzen Unterbrechungen immer wieder aufs Neue die ihn umgebende Welt als leblos und emotional erkaltet wahrnimmt. Dies kann mit der subjektiven Empfindung verbunden sein, dass zwischen dem Einzelnen und seiner äußeren Umgebung eine Art Glasscheibe oder ein Nebel liegen.

Von dieser Verzerrung der subjektiven Sichtweise sind bei einer Derealisation auch und gerade solche Orte und Personen betroffen, die einem besonders gut bekannt sind und die man im Verlauf der Vergangenheit durchaus häufig und regelmäßig aufgesucht hat.

Bei einer Derealisation mit Krankheitswert kann die gesamte Palette sinnlicher Wahrnehmung gestört sein. Eine genossene Speise kann seltsam und unwirklich schmecken, obwohl sie das Leibgericht gewesen sein mag. Geräusche und Bilder werden als andersartig und surreal eingeschätzt und auch das Kälte- und Wärmeempfinden kann aus den Fugen geraten.

Kreisende Gedanken

Häufig ist eine Derealisation mit beharrlich im Kopf kreisenden Gedanken verbunden, die sich nicht abschalten lassen und zumeist unerfreulichen Inhalt haben. Namentlich ständige Sorgen um die Zukunft oder Schuldgefühle wegen vergangenen Angelegenheiten gehen einer Derealisation oft voraus oder begleiten sie auch. Insoweit gibt es kaum Anlass zur Verwunderung, dass auch Angstgefühle bis hin zu plötzlichen und sehr bedrohlich wirkenden Panikattacken im Umfeld einer Derealisation als weitere Erscheinungen auftreten.

Betroffene grundsätzlich bereit an sich selbst zu arbeiten

Gleichwohl ist es für ein Derealisationserleben typisch, dass der Betroffene durchaus erkennt, dass mit ihm „etwas nicht in Ordnung ist”. Er verortet die empfundene Belastung primär bei sich selbst und klassifiziert sie als Resultat der eigenen, verschobenen und verzerrten Wahrnehmung. Es wird also gerade nicht die als unreal empfundene Außenwelt als Problemherd lokalisiert. Dies stellt einen förderlichen Umstand für therapeutische Bemühungen dar, weil der Betroffene grundsätzlich bereit ist, an sich selbst zu arbeiten.

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4 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. sehr gut zusammengefasst finde ich. mir selbst ist es passiert, hatte einige monate sogar angehalten, bis ich einfach klipp und klar änderungen meines lebensstils und meiner denkweise durchführen musste. es waren auf jeden fall kreisende gedanken (Ständige selbstbeobachtung, gedanken darüber was eigentlich real ist und warum materie und Zeit und andere menschen so sind, wie sie sind, was durch die derealisation sogar noch verstärkt wurde), und der konsum von alkohol und drogen. meine erste panikattacke wurde von einem Amphetamin-Kater quasi ausgelöst und war so ziemlich das fürchterlichste was ich jemals gefühlt hab, ich dachte ich muss mich umbringen damit es aufhört.
    Außerdem hatte ich einen ziemlich unstrukturierten Alltag, keinen jobs für ne Zeit.
    Durch Abstinenz, Disziplin des eigenen Denkens und natürlich Liebe zu sich, komme ich langsam in die Realität zurück. Die Frage was wir nun eigentlich sind und was das Leben für eine Reise sein mag, ist immer noch nich aus meinem Kopf, ich dachte mir aber das es jetzt einfach nicht Zeit sei über sowas nachzudenken, sondern komm erstmal wieder zurück bevor du im Karusell deiner eigenen Psyche verloren gehst….

  2. Hallo! Vielen Dank für diesen tollen Beitrag! Sehr allumfassend und umfangreich formuliert und geschrieben. Der Autor hat nicht nur von der Sinnhaftigkeit des Textes, sondern auch die Webseite schön ansprechend gestaltet. Man merkt, dass hier jemand weiß was er tut!

    Ich werde mich bei Gelegenheit noch weiter mit dem Blog beschäftigen, bin eher zufällig drauf gestoßen. Falls es noch keinen Artikel über Depersonalisation gibt, fände ich das eine super Idee für den nächsten Blogbeitrag!

  3. Finde ich einen faszinierenden Beitrag. Danke für deine Sicht auf diese Dinge. Ergibt für mich durch und durch Sinn. Ich arbeite durch meine Inhalte online gerade alles durch und versuche damit letztendlich eine Heilung hervorzurufen auch von DP. Ich finde es toll, dass es Menschen wie dich gibt, die eine ehrliche Aufklärung leisten!

    Liebe grüße!

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