Sich seinen eigenen Ängsten zu stellen, ist gerade für Menschen, die unter krankhaften Angstzuständen leiden, eine große Herausforderung und oft zunächst auch eine unüberwindliche Hürde. Sie greifen daher auf die sogenannte Vermeidungsstrategie (oder Vermeidungsverhalten) zurück, das heißt, sie vermeiden Situationen oder Verhalten, die für sie eine Bedrohung darstellen, negative Emotionen oder unangenehme körperliche Reaktionen hervorrufen und so ihre Ängste auslösen.
Menschen mit Agoraphobie meiden große Menschenansammlungen, räumlich weite Plätze, gehen teilweise nicht mehr einkaufen, unternehmen keine Reisen mehr oder wenden bestimmte Tricks (Besuchen von diesen Orten nur in Begleitung, unter Einwirkung von Tabletten oder Alkohol) an. Die Angst verschwindet mit dem Vermeiden der entsprechenden Situation und der Betroffene fühlt sich sofort besser.
Vermeidungsverhalten bestärkt die Angst
Der positive Aspekt dieser Strategie besteht darin, den Betroffenen vor negativen Empfindungen und Bedrohungen zu schützen.
Gleichzeitig ist es aber auch eine defensive Strategie, die es dem Betroffenen nicht möglich macht, seine Angst dauerhaft zu überwinden.
Im Gegenteil hält sie die Angst aufrecht, denn nun kann nicht mehr geprüft werden, ob die Bedrohung wirklich real ist. Der Betroffene bringt sich um die Erfahrung, dass solche Situationen zu meistern sind und dass Ängste auch wieder verschwinden können, wenn sie ausgehalten werden.
Der Lebensradius und die Lebensqualität werden immer mehr eingeschränkt, Bewältigungsstrategien werden nicht ausprobiert und das Selbstvertrauen schwindet. Die Angst selbst aber bleibt und kann sich auf weitere Situationen ausweiten. Das kann soweit führen, dass der Betroffene seine Wohnung nicht mehr verlässt, seine sozialen Kontakte und auch seinen Arbeitsplatz verliert. Schließlich besteht auch die Gefahr, dass sich aus dieser nicht bewältigten Angst, Depressionen oder Suchterkrankungen entwickeln.
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