ADHS bei Erwachsenen – Warum die Diagnosen so stark steigen

In den letzten Jahren ist die Zahl der ADHS-Diagnosen bei Erwachsenen in Deutschland stark gestiegen – und das verändert die Wahrnehmung dieser neurobiologischen Störung in der Gesellschaft. Welche Gründe dafür verantwortlich sind und was das für Betroffene bedeutet, erfährst du hier.

Starker Anstieg der Diagnosen

Zwischen 2015 und 2024 hat sich die Zahl der Erstdiagnosen von ADHS bei Erwachsenen mehr als verdreifacht – von etwa 8,6 auf 25,7 Diagnosen pro 10.000 gesetzlich Versicherte. Besonders seit 2021 nimmt dieser Trend stark zu.

  • Frauen erhalten heute häufiger eine Diagnose als früher – wahrscheinlich, weil sie in der Kindheit häufiger unentdeckt bleiben.
  • Ähnliches wird auch in anderen Ländern beobachtet, etwa in Kanada.

Warum steigen die Diagnosen?

Experten führen mehrere Gründe an:

Mehr Aufmerksamkeit & Sensibilität

Die Gesellschaft ist sensibler für ADHS-Symptome geworden, was bedeutet, dass mehr Erwachsene sich in einer Diagnostik vorstellen und anschließend erkannt werden.

Neuer Diagnosecode

Ein „neuer“ Diagnosecode seit 2019 wirkt sich auf die Erfassung der Erkrankung aus und macht Fälle besser sichtbar.

Corona-Pandemie

Die psychischen Folgen der Pandemie könnten verstärkend gewirkt haben – etwa durch Konzentrationsprobleme, Belastungen oder veränderte Lebensumstände.

Missverständnisse & Risiken

Zwar kann mehr Aufmerksamkeit helfen, Diagnose- und Versorgungs-Lücken zu schließen, es gibt aber auch Herausforderungen:

  • Social Media kann die Wahrnehmung beeinflussen und dazu führen, dass Menschen sich selbst vorschnell als „ADHS-betroffen“ einschätzen, ohne eine fachliche Diagnostik.
  • Eine richtige Diagnose erfordert eine ausführliche Untersuchung durch Expert:innen, nicht nur das Erkennen von Symptomen im Alltag.

Was ist ADHS bei Erwachsenen überhaupt?

ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-/Hyperaktivitäts-Störung) ist eine neurobiologisch bedingte Entwicklungsabweichung, die oft bereits in der Kindheit beginnt und bei vielen auch im Erwachsenenalter bestehen bleibt.

Typische Merkmale sind:

  • Probleme mit Aufmerksamkeit und Konzentration
  • Impulsivität
  • Schwierigkeiten bei Planung, Organisation und Selbstregulation

Die Symptome können bei Erwachsenen anders aussehen als bei Kindern: Statt körperlicher Unruhe kann es z. B. innere Unruhe, Vergesslichkeit oder chronische Ablenkbarkeit sein.

Fazit

Die steigenden ADHS-Diagnosen bei Erwachsenen sind mehr als nur ein „Trend“ – sie spiegeln eine wachsende Sensibilisierung für eine oft lange übersehene Störung wider. Wichtig ist:
Nur eine fachlich geprüfte Diagnose durch medizinische Expert:innen zählt.

Das erhöht die Chance auf passende Unterstützung und Therapie – ob medikamentös, psychotherapeutisch oder als Alltagshilfe.

Quellen und weiterführende Links:

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